THE NEREZINE GARDEN PROJECT

Nerezine

Nerezine ist ein historisches Küstendorf an der Ostküste der Insel Lošinj, die zur Inselgruppe der Kvarner-Inseln in der kroatischen Adria gehört. Das Dorf liegt am Fuße des Bergmassivs Osoršćica, das sich über den Nordwesten der Insel erhebt und mit bis zu 588 Metern (Televrin) eine der markantesten Erhebungen in der gesamten Region darstellt.


Landschaft und Umgebung

Die Lage Nerezines am Übergang zwischen Gebirge und Meer verleiht dem Ort eine außergewöhnliche landschaftliche Vielfalt. Die Siedlung selbst breitet sich sanft entlang der Küste aus und ist von typischen mediterranen Steinmauern, Olivenhainen und Macchia-Vegetation umgeben. Der Übergang vom felsigen, von Karst geprägten Bergland zur Küste ist fließend: Trockenmauern durchziehen die Hänge, an denen früher Schafe geweidet wurden. Im oberen Bereich dominieren karge Felslandschaften, durchsetzt mit niedrigem Buschwerk, während in den tieferen Lagen vereinzelt kultivierte Flächen und kleinere Gärten zu finden sind.

Die Küstenlinie bei Nerezine ist gegliedert durch Buchten, flache Felsabschnitte und kleinere Kiesstrände. Das Meer ist hier besonders klar, was durch die geringe Besiedlungsdichte und das Fehlen großer Flussmündungen in der Umgebung begünstigt wird.


Klima

Nerezine liegt in der Übergangszone zwischen einem submediterranen und einem typischen Mittelmeerklima. Die Sommer sind trocken und warm, mit Durchschnittstemperaturen zwischen 25 °C und 30 °C im Juli und August. Die Winter sind mild, mit Durchschnittstemperaturen um 8–10 °C, wobei Frostereignisse selten sind. Die jährliche Niederschlagsmenge liegt bei etwa 900–1100 mm, mit dem Schwerpunkt in den Monaten Oktober bis Dezember.

Ein charakteristisches Klimaelement ist die Bora, ein kalter Fallwind aus nordöstlicher Richtung, der in den Wintermonaten häufig weht und die Temperaturen kurzfristig deutlich senken kann. Im Sommer hingegen dominieren sanfte Seewinde und der aus Südwesten kommende Maestral, der für angenehme Luftzirkulation sorgt.



Flora und Vegetation

Die Pflanzenwelt rund um Nerezine ist typisch für die immergrüne Hartlaubvegetation des Mittelmeerraums, wobei sich aufgrund der Höhenunterschiede zwischen Küste und Osoršćica-Bergkamm deutliche Vegetationszonen erkennen lassen.

Küstennahe Vegetation:

  • Macchia mit Rosmarin, Myrte, Heidekraut, Zistrose und Kermeseiche

  • Vereinzelte Pinienhaine (vor allem Aleppo-Kiefern)

  • Ölbäume, oft in traditionellen Hainen kultiviert

  • Wild wachsende Feigenbäume, Zypressen, und Lorbeer

Mittlere Höhenlagen:

  • Dichtere Macchia mit Steineiche (Quercus ilex), Wacholderarten, und Erikagewächsen

  • Übergang zur sogenannten Garigue, einer lichteren, kräuterreichen Vegetation

  • Reiche Flora an aromatischen Kräutern wie Salbei, Thymian und Lavendel, insbesondere an felsigen Südhängen

Gipfelregion (Osoršćica):

  • Dominanz niedrigwüchsiger, widerstandsfähiger Arten

  • Endemische Pflanzenarten wie z. B. Campanula istriaca (eine Glockenblume)

  • Karsttypische Pflanzen wie Felsen-Schafgarbe und verschiedene Wolfsmilchgewächse

Die Osoršćica ist ein bedeutender Standort für botanisch interessierte Besucher, da sich dort viele seltene und endemische Arten beobachten lassen – teils Relikte aus der Eiszeit, die auf isolierten Karstplateaus überdauert haben.


Geologische Besonderheiten

Die Insel Lošinj, auf der Nerezine liegt, gehört zum Dinarischen Karstsystem, das sich entlang der östlichen Adriaküste erstreckt und durch seine stark verkarstete Kalklandschaft gekennzeichnet ist. Die geologischen Strukturen um Nerezine und insbesondere der Berg Osoršćica spiegeln diese Prozesse in eindrucksvoller Weise wider.

Gesteine und Struktur

Das dominierende Gestein der Region ist Kalkstein, der überwiegend aus der Kreidezeit stammt (ca. 145–66 Mio. Jahre alt). Es handelt sich um mächtige Schichten mariner Sedimente, die sich in einem flachen, subtropischen Urmeer abgelagert haben. Diese Gesteine wurden im Laufe der alpidischen Gebirgsbildung gefaltet, gehoben und stellenweise zerbrochen. Die Insel Lošinj liegt dabei entlang einer bedeutenden tektonischen Linie – der sogenannten Osor-Verwerfung –, die die Inseln Lošinj und Cres trennt. Diese Bruchlinie verläuft in unmittelbarer Nähe von Nerezine und ist geologisch besonders aktiv gewesen.

Die Osoršćica selbst ist ein geologisch angehobener Faltenzug, dessen Schichten steil nach Nordosten einfallen. Durch Hebung und Verwitterung sind die älteren Gesteine heute an der Oberfläche sichtbar – ein markantes Merkmal dieser Zone.

Karstformen

Typisch für das Gebiet um Nerezine sind ausgeprägte Karstphänomene:

  • Dolinen (Einbruchtäler) – trichterförmige Senken, die durch die Lösung des Kalksteins entstanden sind

  • Karrenfelder – kleinräumig zerfurchte Kalkoberflächen, die durch chemische Verwitterung entstehen

  • Schlucklöcher (Ponore) – natürliche Entwässerungstrichter, durch die Regenwasser in unterirdische Hohlräume gelangt

  • Höhlen und Spalten – z. B. kleinere Grotten in der Osoršćica oder in Küstennähe, viele davon bisher nur teilweise erforscht

Die verkarstete Oberfläche bedeutet auch, dass oberirdische Fließgewässer praktisch fehlen. Regenwasser versickert schnell im porösen Gestein, wodurch sich unterirdische Wasserläufe und Höhlensysteme bilden – typische Merkmale eines Karstwassersystems.

Meeresküste und tektonische Aktivität

Die Küstenlinie bei Nerezine zeigt sowohl geologisch junge Sedimentablagerungen (z. B. feine Schotterstrände) als auch tektonisch beeinflusste Steilufer. An manchen Stellen sind Felsabbrüche sichtbar, die auf rezente tektonische Hebungsvorgänge oder marine Erosion hinweisen. Die Nähe zur Osor-Verwerfung erklärt auch, warum es in der Vergangenheit kleinere, lokal begrenzte seismische Aktivitäten gab – ein weiteres Zeichen für die geodynamische Aktivität der Region.